Eine Zukunft für Tansanias Feuerkinder

Ob der schneebedeckte Kilimandscharo oder die Serengenti mit ihrer vielfältigen Tierwelt – Tansania ist ein beliebtes Tourismusziel. Dr. Annemarie Schraml, ehemalige Chefärztin an der Cnopf'schen Kinderklinik, verbringt seit 18 Jahren den Großteil ihres Urlaubs in diesem Land. Doch nicht die Naturwunder locken sie nach Afrika. Mit ihrem Projekt Feuerkinder leistet sie medizinische Hilfe, um das dort herrschende Elend einzudämmen.

Kelvin, Eliseta und Crala sind drei Kinder, die im Rahmen der Hilfsaktion behandelt wurden. Kelvin kam mit extremen Verbrennungsnarben am rechten Arm und Bein. Als Folge der schweren Verletzungen konnte er seine Gliedmaßen nur noch eingeschränkt bewegen. Kein Einzelfall in Tansania. In dem von Armut geprägten Land wird in vielen Hütten noch an offenen Feuerstellen gekocht. Häufig ziehen sich Kinder in einem unbeaufsichtigten Moment schwere Brandverletzungen zu.
Aufgrund der fehlenden ärztlichen Versorgung kommt es zu großflächigen Narbenbildungen, die zu einer Versteifung der Gelenke führt. Eliseta litt unter einer starken Verformung der Beine. Diese lässt sich auf einen zu hohen Fluorgehalt im Trinkwasser sowie eine oft mangelhafte Ernährung zurückführen. Crala hatte eine Klumpfuß-Fehlstellung an beiden Füßen. Diese Behinderung tritt in Tansania bei Neugeborenen doppelt so häufig auf wie in Deutschland. Die Ursachen dafür sind nicht bekannt. Eines ist aber sicher: Ohne Behandlung gerät die Zukunft der Kinder in Gefahr, da sie sich später aufgrund ihrer Behinderung nicht selbst versorgen können.
Hier setzt das Projekt Feuerkinder an, bei dem Dr. Annemarie Schraml seit dem Jahr 2000 mitwirkt. Als die Anfrage kam, war für sie klar, dass sie gemeinsam mit Dr. Heinz Gierig und Schwester Erika Depner nach Afrika fahren würde. "Es ist meine innerste christliche Überzeugung, dass jeder nach seinen persönlichen Gaben andere Menschen unterstützen sollte. Ich habe die Fähigkeit, gut zu operieren. In Tansania kann ich mein Talent einsetzen, um kranken Kindern zu helfen", erklärt die Ärztin ihre Motivation. Zudem hatte bereits ein Besuch in Südafrika in den 80er Jahren den Wunsch bei Dr. Schraml geweckt, sich in der Entwicklungshilfe zu engagieren.

Heute fliegt sie mit einem Team von sechs bis zwölf Helfern mehrmals im Jahr nach Tansania. Zwei bis drei Wochen dauert der Aufenthalt. Die Gruppe ist im Rehabilitationszentrum Usa River untergebracht. Von dort geht es morgens nach dem Frühstück ins Krankenhaus. Die Tage sind vollgepackt. Operationen müssen vorbereitet und durchgeführt werden, neue sowie bereits behandelte Patienten warten auf ihre Untersuchung, es sind Verbände zu wechseln. Oft arbeitet das Team bis 19 Uhr oder später - und das an sechs Tagen in der Woche. Doch die Bilanz kann sich sehen lassen: über 100 Operationen und rund 350 ambulante Behandlungen sind pro Einsatz möglich.

Die Rahmenbedingungen sind oft nicht einfach. Alle benötigten Materialien und Medikamente stammen aus Deutschland und werden extra nach Tansania geschafft. Vieles hat sich aber auch zum Positiven entwickelt. "Im ersten Jahr dachte ich, dass wir aufgrund der räumlichen und hygienischen Gegebenheiten niemals eine größere Operation durchführen können. Heute sind die Wände im OP-Saal gefliest und wir haben fast durchgängig Strom", erinnert sich Dr. Annemarie Schraml.
Auch eine eigene orthopädische Werkstatt hat das Projekt Feuerkinder im Behindertenzentrum Usa River ins Leben gerufen. Dort stellen Einheimische Prothesen und andere Hilfsmittel für die Patienten her.

Denn oberstes Ziel ist es, Perspektiven für die Betroffenen zu schaffen. "Mit unserer Arbeit wollen wir die Spirale der Armut durchbrechen", erklärt Dr. Annemarie Schraml. "Nur mit einsatzfähigen Armen und Beinen können Kinder zur Schule gehen und einen Beruf erlernen. Das ist echte Entwicklungshilfe." Daher ist es den Helfern auch wichtig, immer mehr Personal vor Ort auszubilden, das eigenständig die Versorgung der Kranken übernehmen kann. Bis diese Arbeit auf breiter Basis umgesetzt ist, wird Dr. Annemarie Schraml weiterhin regelmäßig nach Afrika reisen. Für Kelvin, Eliseta und Crala hat sich dieses Engagement bereits ausgezahlt. Dank der Behandlung haben sie nun eine echte Perspektive in Tansania.

-> Mehr Informationen über das Projekt "Feuerkinder"

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