Die Software "voize" unterstützt Pflegekräfte durch KI

Mehr Zeit am Menschen, weniger Bürokratie: Was in der Pflege schon lange gefordert wird, geht das Diakoneo Kompetenzzentrum Forchheim mit dem Projekt voize konkret an.
Im Mittelpunkt steht dabei eine neue Software, die bei der Pflegedokumentation unterstützt. Bringt die Technik tatsächlich eine echte Entlastung für die Mitarbeitenden? Zeit für ein erstes Fazit.

Von Helmut Schemm

(Lesezeit: ca. 4 Minuten)

Wie kann man Pflegekräfte durch digitale Hilfsmittel entlasten?

  • Eine hastige Notiz bei der Morgenrunde, damit die ermittelten Vitalwerte nicht auf der Strecke bleiben.
  • Die Rückfrage bei der Wundversorgung am Bett, aber die Unterlagen befinden sich im Stationszimmer.
  • Das Eintippen der notwendigen Berichte noch schnell vor dem Feierabend:

Drei Szenarien, die Menschen in der Pflege bekannt vorkommen dürften, aber nur ansatzweise aufzeigen, welcher Aufwand hinter der täglichen Pflegedokumentation steckt. Die Datenerfassung ist essentiell, erweist sich aber oft als Zeitfresser.

Wunsch: Praktikable digitale Lösung für den Pflegealltag

Auch Thomas Weiß, Einrichtungsleitung im Diakoneo Kompetenzzentrum für Demenz in Forchheim weiß um den Spagat seiner Mitarbeiter*innen:
Einerseits der Wunsch für die Klient*innen da zu sein, auf der anderen Seite die Bürokratie, die dem oft entgegenwirkt. Ein großes Anliegen von ihm: praktikable Lösungen, die Mitarbeiter*innen nachhaltig im Berufsalltag entlasten.
Das sowie die Tatsache, dass die Senioreneinrichtung schon lange technik-affin und für neue Ideen offen ist, waren wichtige Voraussetzungen für das Modellprojekt voize.

Was ist "voize"?

Software "voize"

Bei voize handelt es sich um eine Spracherkennungssoftware, die mit Unterstützung von künstlicher Intelligenz (KI) arbeitet.
Der konkrete Vorteil: Statt Daten zu notieren, um diese später am stationären Rechner einzugeben, lassen sich nun Informationen direkt bei den Klient*innen einsprechen.

Deutliche Zeitersparnis für das Pflegepersonal

Thomas Weiß: „Die Lösung ermöglicht es uns, mit Hilfe von Smartphones, die Pflegedokumentation einfach und schnell vor Ort umzusetzen.“  Per Schnittstelle erfolgt die Übertragung ins Pflegedokumentationssystem.
Dort werden die Berichtsformulare automatisch ausgefüllt, was zu einer deutlichen Zeitersparnis beim Pflegepersonal führt.

Viele Einsatzbereiche für die Software im Pflegealltag

Das Erfassen von Vitalwerten oder Trinkmengen ist ein wichtiger Baustein. Doch voize kann mehr. Die Software liefert die notwendigen Daten für das Richten und die Ausgabe von Medikamenten. Über ihr Smartphone haben die Mitarbeiter*innen zudem jederzeit die Möglichkeit, auf die Pflegeunterlagen zuzugreifen – und zwar dort, wo sie gerade benötigt werden. Ebenfalls interessant ist das Feature zum Wundmanagement. Hier können Fotos hochgeladen werden, die den Behandlungsverlauf transparent dokumentieren.
Ein Punkt ist Thomas Weiß besonders wichtig: „Die Sprachsoftware ist dank der intuitiven Nutzeroberfläche sehr anwenderfreundlich. Wer ein Handy bedienen kann, hat mit voize keine Probleme. Gerade bei Mitarbeiter*innen, die Berührungsängste bei neuen Technologien haben, spielt das eine große Rolle.“

Künstliche Intelligenz als Herzstück der Spracherkennungssoftware

Die Informationen werden mit dem Smartphone eingesprochen. Lästiges Tippen entfällt.

Hier kommt auch die Künstliche Intelligenz zum Tragen. „Die KI ermöglicht es erst, dass die Pflegedokumentation mit ihren oft komplizierten Fachbegriffen und Sachverhalten fehlerfrei dargestellt werden kann. Das System lernt mit und verbessert sich kontinuierlich“, erklärt der Einrichtungsleiter. Das führt dazu, dass die Anwendung sehr schnell einsatzbereit ist.
Einige Sprachtests durch die Pflegekraft, damit sich die Software auf Besonderheiten wie Dialekt oder Akzent einstellen kann sowie ein Probelauf durch das System, dann steht dem Einsatz von voize nichts mehr im Weg.
Das bestätigt auch Thomas Weiß: „Gerade bei Mitarbeiter*innen aus dem Ausland waren wir uns nicht sicher, wie gut die Software arbeiten würde. Doch es gab keine Schwierigkeiten, sondern es lief von Anfang an alles rund.“

Wie Mitarbeiter*innen die Arbeit mit voize erleben

Aleenas Erfahrungen

Aleena Sheri freut sich, dass die Spracherkennung so gut funktioniert. Sie ist erst vor einigen Monaten von Indien nach Deutschland gekommen. Trotz guter Sprachkenntnisse macht ihr die Software die tägliche Arbeit noch ein Stück leichter.
Video: Mehr über Aleenas Erfahrungen mit voize

 

Nicoles Erfahrungen

Nicole Weiß sagt: „Pflege lässt sich mit voize sehr schnell und vor allem zeitnah dokumentieren. Dadurch ergibt sich ein besserer Überblick über die Leistungen, die erbracht wurden. Nach einem Probedurchlauf konnte ich direkt schon durchstarten.“
Video: Mehr über Nicoles Erfahrungen mit voize

 

Klaus-Peters Erfahrungen

Klaus-Peter Lehmann: „Durch den Einsatz von voize fühle ich mich nicht mehr so gestresst und habe mehr Zeit für die wesentlichen Dinge, vor allem die Bewohner*innen.“
Vor der Einführung hatte er leichte Bedenken. Diese wurden schnell zerstreut, als er gesehen hat, wie einfach Handhabung der Software ist.
Video: Mehr über Klaus-Peters Erfahrungen mit voize

 

Das Fazit im Team: Rund eine halbe Stunde steht pro Tag dank der Anwendung mehr zur Verfügung.


Voize im Video


Pflegepraxiszentrum Nürnberg als Partner

Wie kommt das Diakoneo Kompetenzzentrum für Demenz an ein Projekt wie voize? Die Initialzündung erfolgte über das Pflegepraxiszentrum (PPZ) Nürnberg – ein durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Projekt.
Im Detail handelt es sich dabei um einen Zusammenschluss verschiedener Organisationen und Träger zur Unterstützung innovativer Pflegetechnologien. Dort war man auf die prämierte Software aufmerksam geworden und hatte großes Interesse, das Potential in der Metropolregion zu erkunden. Diakoneo als Partner des PPZ konnte ideale Rahmenbedingungen vorweisen und so die Durchführung in der Forchheimer Einrichtung ermöglichen.

Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung im Modellprojekt

Mit Edna Breuer-Stengel und Marlena Kühhorn begleiteten zwei Kolleginnen das Modellprojekt und unterstützen sowohl die Einrichtungsleitung als auch die Mitarbeiter*innen. Ein Fokus lag für sie darauf, zu eruieren, wie gut sich voize in der Praxis bewährt. Dabei sind auch Themen in den Mittelpunkt gerückt, die für das Pflegepersonal im Alltag erst einmal eine eher untergeordnete Rolle spielen, aber für einen erfolgreichen Einsatz unerlässlich sind.
„Das fängt bei der technischen Ausstattung an, in diesem Fall die Smartphones und ein kompatibles Dokumentationssystem, ohne die sich die Spracherkennungssoftware nicht einsetzen lässt“, erklärt Edna Breuer-Stengel. „Zudem werden sogenannte Access Points benötigt, an denen über WLAN die Synchronisation der Daten erfolgt. Hier hat sich voize tatsächlich als relativ unkompliziert erwiesen. Abgesehen von der Datenübermittlung ist beim Erfassen oder Abrufen von Daten eine durchgängige Internetverbindung gar nicht zwingend notwendig.“

Ihre Kollegin Marlena Kühhorn knüpft mit einem weiteren wichtigen Punkte an: „Bei der Pflegedokumentation spielt der Datenschutz eine wichtige Rolle. Wir müssen darauf achten, dass alle Vorgaben eingehalten werden.“
Auch andere Faktoren sind essentiell. „Schulung und Support müssen passen. Hier hat uns die voize GmbH sehr partnerschaftlich eingebunden. Unseren Pflegekräften wird aktiv zugehört und sie haben die Möglichkeit, die Software durch ihr Feedback praktisch mitzuentwickeln.“

Kontakt Kompetenzzentrum Demenz Forchheim

Kompetenzzentrum Forchheim
Sattlertorstr. 48 b
91301 Forchheim

Tel.: +49 9191 97785-0
E-Mail: info.kompetenzzentrum.forchheim@diakoneo.de
Kompetenzzentrum Forchheim

Diakoneo-Expert*innen
Edna Breuer-Stengel
Edna Breuer-Stengel Praxiskoordinatorin Pflegepraxiszentrum Nürnberg
Marlena Kühhorn
Marlena Kühhorn Praxiskoordinatorin Pflegepraxiszentrum Nürnberg
Thomas Weiß
Thomas Weiß, Leitung Kompetenzzentrum für Menschen mit Demenz Forchheim
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