Predigt vom Sonntag, 13.01.2019

Predigt zu Josua 3, 5-11.17, 1. Sonntag im Kirchenjahr, 13.01.2019, 9.30 Uhr, St. Laurentius, Neuendettelsau, Herr Jakobsche

Der barmherzige Gott segne unser unser Reden und hören! Amen

Wir hören den heutigen Predigtabschnitt aus dem Buch Josua im dritten Kapitel (3,5-11.17):

Und Josua sprach zum Volk: Heiligt euch, denn morgen wird der Herr Wunder unter euch tun.

Und Josua sprach zu den Priestern: Hebt die Bundeslade auf und geht vor dem Volk her! Da hoben sie die Bundeslade auf und gingen vor dem Volk her.

Und der Herr sprach zu Josua: Heute will ich anfangen, dich groß zu machen vor ganz Israel, damit sie wissen: Wie ich mit Mose gewesen bin, so werde ich auch mit dir sein.

Und du gebiete den Priestern, die die Bundeslade tragen, und sprich: Wenn ihr an das Wasser des Jordans herankommt, so bleibt im Jordan stehen.

Und Josua sprach zu den Israeliten: Herzu! Hört die Worte des Herrn, eures Gottes!

Daran sollt ihr merken, dass ein lebendiger Gott unter euch ist und dass er vor euch vertreiben wird die Kanaaniter, Hetiter, Hiwiter, Perisiter, Girgaschiter, Amoriter und Jebusiter:

Siehe, die Lade des Bundes des Herrn der ganzen Erde wird vor euch hergehen in den Jordan.

Und die Priester, die die Lade des Bundes des Herrn trugen, standen still im Trockenen mitten im Jordan. Und ganz Israel ging auf trockenem Boden hindurch, bis das ganze Volk über den Jordan gekommen war.

Liebe Gemeinde,

da geht etwas über den Jordan, Sie kennen bestimmt diesen Ausspruch - er meint, da ist etwas kaputt gegangen. In der Regel denken wir über eine solche Redewendung gar nicht nach, wir verwenden sie ganz automatisiert.

Es gibt dieses Sprichwort auch noch in der personifizierten Variante, und die hat eine ähnliche Bedeutung, die aber klarer zu bestimmen ist. Da heißt es dann: Da geht jemand über den Jordan. Hier geht es darum, dass jemand verstirbt und dass er in den Himmel kommt, in das Reich Gottes einzieht, mit allem, was an Schwerem daran hängt, also Abschied und Trauer, aber auch mit allem, was an Erlösendem daran hängt, die Befreiung von irdischer Plage, von Schmerzen körperlicher und seelischer Art.

Der Jordan, liebe Gemeinde, ist zu einem Symbol geworden, zu einem Symbol für all die Wege, die ich im Leben gehen muss, ob sie leicht sind oder schwer, ob sie mir gefallen, oder ob ich Angst vor ihnen habe.

Er ist zu einem Symbol geworden für all die Wege, vor denen ich mich nicht drücken, nicht verstecken kann.

Das Volk Israel in unserem Predigtabschnitt, es muss durch den Jordan gehen, um in das gelobte Land zu gelangen, und die Erzählung des Buches Josua gibt einige Ratschläge, wie die Israeliten damals durch den Jordan gehen sollten, und diese Ratschläge erachte ich auch für mich selbst als wichtig. Der erste und vielleicht der Wichtigste lautet:

Heiligt euer Leben. Heiligt euch. Da steht nicht: Werdet fromm oder werdet moralisch einwandfrei. Da steht viel mehr: Heiligt euch, was bedeutet: Heiligt euer Leben, erachtet es als wichtig und wertvoll, ja erachtet es als wertvoller als die Dinge, mit denen ihr euch täglich herumschlagen müsst. Heiligt euch, weil ihr wichtiger seid als eure Steuererklärung, wichtiger als die täglichen Streitereien mit anderen, wichtiger als der Kampf um das tägliche Auskommen. Bitte verstehen sie mich nicht falsch, all diese Kleinigkeiten und auch größeren Bedrängnisse des Alltags müssen sein, ich will sie nicht abwerten, aber das Leben selbst ist doch deutlich wichtiger und deutlich wertvoller als das, was uns täglich quält, und darauf verweist mich das Buch Josua mit dem Satz: Heiligt euch.

Es ist etwas heilig, wenn wir es heiligen. Etwas wird heilig, wenn wir es heiligen.

Und dieses Bewusstsein, dass mein Leben und das der Menschen um mich herum ein heiliges Leben, ein wertvolles, ein nicht mit Geld bezahlbares, ein bereicherndes ist, erst dieses Bewusstsein macht mich fit, über den Jordan zu gehen, wo immer ein solcher Gang gerade ansteht. Erst dieses Bewusstsein versetzt mich in die Lage, die Angst und die Unsicherheit auszuhalten, die auf mich zukommen, wenn ich über den Jordan gehe, da wo mir das Leben einen solchen Jordan gerade in den Weg stellt. Sei es ein beruflicher Wechsel, seien es private, nötige Neunfänge, seien es Krankheiten, die überwunden werden müssen, oder ein Neuanfang in einem anderen Kulturkreis.

Erst dann, wenn ich mir der Heiligkeit meines Lebens bewusst bin, erst dann bin ich gerüstet, mich den Anforderungen eines Jordans wirklich zu stellen.

Ein weiterer Auftrag wird den Israeliten von Josua, dem Nachfolger des Mose gegeben, der mir genauso wichtig erscheint: Nehmt die Bundeslade mit, denn daran sollt ihr merken, dass ein lebendiger Gott mit euch ist, so sagt er zu den Israeliten.

Geht mit Gott über die Jordane eures Lebens, so dass ihr nicht alleine seid. Gerade, wenn man einen liebgewordenen Mensch verloren hat, aus welchem Grund auch immer, erfährt man ganz rasch, wie schnell man doch alleine unterwegs ist in diesem Leben.

Nehmt Gott mit, geht in seiner Gewissheit über den Jordan des Abschieds von geliebten Menschen, von geliebten Aufgaben, von geliebten Lebensvollzügen, von denen wir uns, aus welchen Gründen auch immer, verabschieden müssen.

Es ist eine Entscheidungssache, wie ich durch das Leben gehen will. Vertraue ich darauf, dass Gott mit mir geht, ja will ich überhaupt, dass er an meiner Seite steht und mit mir durch Dick und Dünn geht?

Es war der Theologe Karl Rahner, der am Ende seines Lebens befragt, warum er eigentlich Christ sei, sagte. „Es ist leichter, sich in seine eigene Leere fallen zu lassen, als in den Abgrund des seligen Geheimnisses (Gottes), aber es ist nicht mutiger und es ist nicht wahrer.“

Ähnlich wie Karl Rahner möchte ich sagen, ich will nicht leben, ohne damit zu rechnen, dass das Geheimnis Gottes auch mein Leben trägt, wenn die Jordane zu überqueren sind.

Im Letzten geht es immer darum, im eigenen Leben neu Land zu nehmen, dem Leben eine veränderte, aber herausfordernde und lebenswerte Grundlage zu geben. Der Diakonieslogan „Leben gestalten“ drückt das aus, worauf es ankommt. Leben als geheiligtes Leben, lebenswert, leben im Geheimnis Gottes, für das die Bundeslade ein zentrales Symbol im Alten Testament ist.

Natürlich werden wir die Erfahrung der Israeliten im neuen Land machen, dass eben nicht alles Gold ist, was glänzt, dass nicht nur Milch und Honig fließen. Ich werde die Erfahrung wieder machen, dass erkämpft werden muss, was Bestand haben will, dass nach dem überwundenen Jordan neue Jordane kommen, so lange, bis ich den letzten Jordan überschreite.

Dieser Prozess ist ein Kennzeichen des Lebens, und die Erzählung von der Überschreitung des Jordans durch Josua und die Israeliten, sie deuten meinen Lebensprozess und geben mir Anhaltspunkte, worauf es ankommt, das Leben zu heiligen, trotz seiner Endlichkeit und Verwundbarkeit die Lebenswege zu gehen, mit und im Angesicht des Geheimnisses Gottes.

Liebe Gemeinde, in der Dramaturgie des Kirchenjahres beginnt heute mit dem Evangelium von der Taufe Jesu im Jordan das sogenannte „Öffentliche Wirken Jesu“.

Die Taufe markiert auch im Leben Jesu einen ganz entscheidenden Wendepunkt. Auch Jesus beginnt hier am Jordan seine “Landnahme“. Auch im Text von der Taufe Jesu kann ich eine Heiligung seines Lebens durch Gott heraushören, wenn es da heißt: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe“.

So wie die Taufe Jesu für die Heiligung und die Gotteskindschaft Jesu steht, so steht sie in ähnlicher Weise für meine und ihre Heiligung und Gotteskindschaft, die uns durch die Taufe geschenkt wurde.

Nehmen Sie die Zusage Gottes mit in diese Woche: Diese ist meine geliebte Tochter, diese ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Sie gilt Ihnen - bedingungslos!

Amen

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