Predigt vom Himmelfahrtstag, 30. Mai 2019

Predigt zum Ersten Buch der Könige, 8, 22-24.26-28; Himmelfahrtstag, 30. Mai 2019, 9.30 Uhr; Neuendettelsau, St. Laurentius; Pfr. Dr. Peter Munzert

Liebe Gemeinde,

wo ist Gott gegenwärtig? Wo erleben Sie Gott? Hier in der Kirche? In der freien Natur? Im Coburger Raum sagte man immer: „Gott im Wald und Luther auf der Feste!“ In der Gemeinde? Im Gebet? In ihrem Herzen?

Mit Christi Himmelfahrt assoziiert man natürlich den Blick auf den freien Himmel, um dort Gott besonders nah zu sein. Viele Gemeinden feiern heute ihre Gottesdienste daher auch unter freien Himmel, außerhalb kirchlicher Gebäude, und haben den freien Himmel über sich.

Unser heutiger Predigttext ist das Einweihungsgebet des Tempels in Jerusalem, das König Salomo zugeschrieben wird. Es wird an mehreren Stellen im Alten Testament davon berichtet, wie Salomo den Tempel baut und Gott in ihm einzieht.

Hier ist das Einweihungsgebet, die Anrede an Gott direkt überliefert:

1.Könige 8, 22-28:

22 Und Salomo trat vor den Altar des Herrn angesichts der ganzen Gemeinde Israel und breitete seine Hände aus gen Himmel

23 und sprach: Herr, Gott Israels, es ist kein Gott weder droben im Himmel noch unten auf Erden dir gleich, der du hältst den Bund und die Barmherzigkeit deinen Knechten, die vor dir wandeln von ganzem Herzen;

24 der du gehalten hast deinem Knecht, meinem Vater David, was du ihm zugesagt hast. Mit deinem Mund hast du es geredet, und mit deiner Hand hast du es erfüllt, wie es offenbar ist an diesem Tage.

25 Nun, Herr, Gott Israels, halt deinem Knecht, meinem Vater David, was du ihm zugesagt hast: Es soll dir nicht fehlen an einem Mann, der vor mir steht, der da sitzt auf dem Thron Israels, wenn nur deine Söhne auf ihren Weg achthaben, dass sie vor mir wandeln, wie du vor mir gewandelt bist.

26 Nun, Gott Israels, lass dein Wort wahr werden, das du deinem Knecht, meinem Vater David, zugesagt hast.

27 Denn sollte Gott wirklich auf Erden wohnen? Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen – wie sollte es dann dies Haus tun, das ich gebaut habe?

28 Wende dich aber zum Gebet deines Knechts und zu seinem Flehen, Herr, mein Gott, auf dass du hörst das Flehen und Gebet deines Knechts heute vor dir:

Mit diesen Worten weihte König Salomo vermutlich 951 vor Christi Geburt den Tempel in Jerusalem ein. Es ist der erste heilige Tempel des Volkes Israel, das Haus Gottes in Jerusalem. Es hat für viele Jahrhunderte Bestand, wird immer erweitert und dann von den Feinden Israels doch wieder zerstört.

Heute stehen auf dem Tempelberg in Jerusalem der Felsendom und die Al-Aqsa-Moschee. Das Volk Israel betet heute am Fuß des Tempelbergs an der sogenannten Klagemauer. Der Schmerz ist für das Volk Israel groß, dass es keinen Tempel mehr hat. Viele verbinden mit dem ersehnten Wiederaufbau des Tempels das Anbrechen des messianischen Zeitalters.

In der jüdischen Tradition hat dieser Ort eine besondere Bedeutung, denn von dieser Stelle hätte Gott die Erde genommen, aus der er mit Adam den ersten Menschen formte. Auch Noah, Kain und Abel hätten hier ihre Opfer dargebracht, König Melchisedek hätte hier geopfert, daran erinnert uns das rechte Glasfenster im Chorraum.

Schließlich spielt der Tempel auch im Leben Jesu eine besondere Rolle. Er ist als Kind und Jugendlicher im Tempel ein- und ausgegangen, hat dort selbst gepredigt und die Heiligkeit des Tempels verteidigt. Die Grabeskirche direkt neben der Klagemauer erinnert an seine Kreuzigung und seine Grabstätte.

Die Heilige Schrift berichtet davon, dass wir Heilige Räume brauchen. Gott wohnt in ihnen. Im Tempel Jerusalem zieht er mit einer Wolke ein, so dass seine Herrlichkeit den Tempel erfüllt und in ihm gegenwärtig ist.

Gleichzeitig - und darauf weist Salomo in seinem Gebet hin:

27 Denn sollte Gott wirklich auf Erden wohnen? Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen – wie sollte es dann dies Haus tun, das ich gebaut habe?

Gott ist zu groß, zu unbegreiflich und unfassbar, dass er auf ein Gebäude festgelegt werden könnte.

Kirchen sind Nahtstellen zwischen Erde und Himmel. Sie sind besondere Räume, heilige Räume, eine „Verbindungsstelle“ zwischen unserem Alltag und dem Himmel Gottes.

Als solche sind kirchliche Räume Begegnungs- und Versammlungsräume für das Volk Gottes. Ja, auch die Natur könnte solch ein Begegnungsraum sein, mit dem freien Himmel über uns, in dem wir uns als Teil der Schöpfung Gottes spüren. Auch hier ist Gott gegenwärtig uns begegnet uns in der Vielfalt der Natur.

Im letzten Vers seines überlieferten Einweihungsgebets bittet Salomo:

28 Wende dich aber zum Gebet deines Knechts und zu seinem Flehen, Herr, mein Gott, auf dass du hörst das Flehen und Gebet deines Knechts heute vor dir.

Es ist das Gebet, das die Verbindung zu Gott ermöglicht. Es ist das Sprechen mit Gott, das Bitten und Flehen in Not, aber natürlich auch der Dank, der es uns erlaubt, mit Gott direkt in Kontakt zu treten.

Gott ist da, wo Menschen wohnen, er braucht kein Gebäude, er ist zu unfassbar. Er ist da, wo Menschen um ihn bitten, wo Menschen ihn in ihren Herzen tragen, wo zwei oder drei beisammen sind, da ist er mitten unter uns, so lesen wir es im Neuen Testament.

Und obwohl uns das bewusst ist, brauchen wir auch Räume, in denen wir Gott nahe kommen können. Räume, in denen wir ein wenig geschützt sind von der Außenwelt, in denen wir für uns sein können, Räume, die für die Begegnung mit Gott reserviert sind.

Räume, in denen wir Zeit und Stille haben, für das Gebet, für das Nachsinnen und Nachspüren, in denen wir ungestört sind, wenn wir Gott begegnen.

Amen.

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