Predigt vom Sonntag, 19.05.2019

Predigt zum Musikmarathon am Sonntag Kantate, 19. Mai 2019, 14.00 Uhr; St. Laurentius, Neuendettelsau; Pfarrerin Karin Lefèvre/Pfarrer Dr. Peter Munzert

Kantorei: Laudate

Begrüßung durch Pfarrer Dr. Peter Munzert und Pfarrerin Karin Lefèvre

Pfr.in Lefèvre: Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Der Herr sei mit euch!

Gemeinde: Und mit deinem Geist.

Liebe Gemeinde hier in der Kirche und an den Übertragungsanlagen, wir begrüßen Sie alle sehr herzlich zu diesem besonderen Gottesdienst heute am Sonntag Kantate.

Pfr. Dr. Munzert: Ein besonderer Tag, ein besonderer Anlass, ein besonderer Gottesdienst – denn er ist der Auftakt zu einem Musikmarathon, bei dem viele Menschen mitmachen, zugunsten einer besonderen Königin, die Hilfe braucht. Gleich hinter der Seiteneingangstür werden wir ja mit einem großen Plakat darauf aufmerksam gemacht. Doch wer ist diese Königin und was hat sie mit Wolfgang Amadeus Mozart zu tun?

Pfr.in Lefèvre: Ein Brief, datiert auf den 17. Oktober 1777, den Wolfgang Amadeus Mozart an seinen Vater geschrieben hat, hilft uns da weiter. Mozart hatte gerade den Instrumentenbauer Andreas Stein kennengelernt und diesen gefragt, ob er einmal auf der Orgel der Augsburger Stiftskirche spielen dürfe. Dazu schreibt Mozart:

Pfr. Dr. Munzert: „ … als ich Herrn Stein sagte, ich möchte gerne auf seiner Orgel spielen, denn die Orgel sei meine Passion, da verwunderte er sich groß und sagte:

Pfr.in Lefèvre: „Was, ein solcher Mann wie Sie, ein so großer Klavierist, will auf einem Instrument spielen, wo keine douceur, kein Expression, kein piano noch forte stattfindet, sondern immer alles gleich fortgehet?“

Pfr. Dr. Munzert: Mozart entgegnet: „Das hat alles nichts zu bedeuten. Die Orgel ist doch in meinen Augen und Ohren die Königin aller Instrumente.“

Pfr.in Lefèvre: Und dieser Königin wollen wir an diesem Nachmittag zu Hilfe kommen. Gott segne uns dabei und alle unsere Bemühungen. Amen

LIED 010 Lobe den Herrn, meine Seele

Kollektengebet

Komm zu uns, guter Gott
und schenke uns Lieder, die befreien.
Gib Psalmen, die uns helfen,
als Schwestern und Brüder zu leben.
Schenke Melodien, die das Herz bewegen,
deinen Namen zu loben und Menschen zu helfen.

Das bitten wir dich,
der du mit dem Sohn und dem Heiligen Geist
lebst und regierst
von Ewigkeit zu Ewigkeit.

LIED EG 286 (= Psalm 98) Singt, singt dem Herren neue Lieder

Pfr.in Lefèvre (Einschub, damit Herr Peiffer von der Orgel zur Kantorei kommt): Ein Pfarrer, Freund der Orgelmusik, schreibt In seinen Erinnerungen: »Als ich 1948 ins Priesterseminar eintrat, wollte ich als erstes die Orgel in der Kapelle ausprobieren. Der studentische Organist sagte mir, das sei nur mit der Erlaubnis des Regens möglich. Also ging ich zu ihm. Der Regens sah mich streng an und sagte:

Pfr. Dr. Munzert: „Wir haben einen Organisten. Wenn dieser einmal abtritt, können Sie sich um die Stelle bewerben.“

Pfr.in Lefévre: Ich fühlte mich missverstanden und erklärte, dass ich ja nicht Organist des Priesterseminars werden wollte, sondern nur zu meiner Freude spielen wollte, und dass mir daran viel liege. Zu meinem Erstaunen stellte der Regens fest:

Pfr. Dr. Munzert: „Dass Ihnen daran so viel liegt, lässt darauf schließen, dass Sie ein künstlerischer Mensch sind. Künstlerische Menschen leben vor allem aus dem Gefühl und sind daher als Priester nicht geeignet. Sprechen Sie darüber mit Ihrem Beichtvater!“

Kantorei: Preis und Anbetung sei unserm Gott

Pfr.in Lefèvre (Thema Orgel I - Bezug zu unserer Orgel):

Bei einer Orgel hat jeder Ton eine Pfeife, aber jede Taste hat mehrere Töne. Das hängt mit den Registern zusammen. Da unsere Orgel 41 Register hat und ca. 60 Tasten besitzt, hat unsere Orgel gut zweieinhalbtausend Pfeifen! Wer mal auf die Empore hinaufsteigt und durch die vorderen Pfeifen hindurchspitzt, wird erstaunt feststellen können: Ja, auf den sechs Metern, die es da nach hinten geht, haben die alle Platz. Von diesen zweieinhalbtausend Pfeifen sind gut ein Drittel aus Holz. Und das ist gut so, denn nur Holzpfeifen haben diese bestimmte Klangqualität, die mit Metall nicht zu erreichen ist.

Neben den zwei verschiedenen Materialien für die Pfeifen gibt es auch noch zwei Arten der Klangerzeugung, nämlich Lippenpfeifen und Zungenpfeifen. Lippenpfeifen erinnern an Blockflöten und Zungenpfeifen an Klarinetten und Saxophone, wo der Klang über schwingende Holzblättchen erzeugt wird.

Außerdem hat unsere Königin ein stolzes Alter erreicht. 1930 wurde sie ins Leben gerufen von einem renommierten Orgelbauer. Allerdings musste sie von Anfang an viel Kritik einstecken. Zum Beispiel, dass für ihre Größe der Klang nicht ausreichend sei. Also wollte man ihr mit acht Jahren ihre erste OP verpassen und sie erweitern. Sogar ein Neubau wurde erwogen.

Doch es dauerte noch 40 Jahre, ehe ihr sehr viel mehr zugemutet wurde und sie ein neues Gehäuse und neue Register bekam. Außerdem wurde sie auch noch umgestellt, wobei dies einen kuriosen Verlauf nahm, denn die großen Register kamen nach vorne und die kleinen nach hinten. Das führte unter anderem auch dazu, dass viele Bereiche nicht mehr richtig belüftet wurden, so dass eine Menge Schimmel entstehen konnte.

Und so braucht unsere Königin in ihrem vorgerückten Alter nun wirklich und endlich eine umfassende und sinnvolle Operation, um uns weiterhin regieren und repräsentieren zu können.

Die meisten werden es wissen:

Bachs Toccata in d-moll zeigt an, wie weit die Hilfe gediehen ist. Jede Summe von 100 Euro führt zu einem weiteren Ton. Herr Peiffer wird nun so weit spielen, wie es die bisherigen Spenden zulassen. Und heute Abend werden wir dann hoffentlich noch einige Töne mehr hören können.

Orgel: Bach Toccata d-moll

Pfr. Dr. Munzert (Thema Orgel II - Auslegung – geistliche Aspekte):

Liebe Schwestern und Brüdern,

2500 Pfeifen. Das ist eine enorme Vielfalt. Jede hat einen anderen Klang, eine andere Tonhöhe, eine andere Größe. Hier in Neuendettelsau wohnen etwa 8.000 Menschen. Bei uns im Diakoniewerk sind es über 7.000 Mitarbeitende, zusammen mit Schwäbisch-Hall sind wir dann etwa 10.000 Kolleginnen und Kollegen im aktiven Dienst, und noch viele mehr im Ruhestand oder Feierabend, und viel mehr Menschen, die der Diakonie verbunden sind.

Jeder und jede von uns ist einzigartig. Jeder ist etwas ganz Besonderes und jede gehört dazu. Würde bei der Orgel eine einzelne Pfeife fehlen, würde es einen Unterschied machen.

Würde eine Person in unserer Gemeinde fehlen, würden wir sie vermissen. Denn jeder bringt etwas Besonderes ein, besondere Gaben und Fertigkeiten. Heute hören wir viele verschiedene Musikerinnen und Musiker. Sie spielen unterschiedliche Instrumente, singen in unterschiedlichen Stimmen. Manche eher laut, andere leise, mit heller oder dunkler Stimme.

Jede Stimme ist anders, jedes Instrument bringt neue Klänge. Jeder andere Musikstil bereichert uns heute und macht diesen Musikmarathon so vielfältig und interessant.

Der Apostel Paulus hat für diese Vielfalt im Leben der Kirche ein Bild geprägt. Er spricht vom einen Leib mit den vielen Gliedern. Der Leib, das ist die Gemeinschaft der Kirche, die Gemeinschaft der Menschen, die an Gott glauben und die sich dem Leben der Kirche verbunden fühlen. Sie alle tragen diese Gemeinschaft mit.

Wir lesen im ersten Brief an die Gemeinde in Korinth im 12. Kapitel den Vers 12:

Denn wie der Leib einer ist und hat doch viele Glieder.

Alle Glieder des Leibes aber, obwohl sie viele sind, sind doch ein Leib.

An der Orgel kann man das schön sehen. Jede Pfeife ist wichtig. Sie hat einen besonderen Ton. Sie ist fester Teil des Ganzen. Sie ist unverzichtbar. Zusammen mit anderen Pfeifen bildet sie ein Register und hat eine besondere Aufgabe. Alle zusammen machen unsere Orgel zu dem, was sie ist, ein großes und besonderes Instrument.

In der Gemeinde, in der Kirche, in der Diakonie oder in unseren Schulen verhält es sich nicht anders.

Es ist erst die Gemeinschaft aller, die den Leib Christi bildet. Die Personen, die man sieht, wie auch die im Hintergrund, die Stärkeren wie die Schwächeren. Es gibt Gruppen in der Gemeinde, wie den Frauen- oder den Männerkreis, das ist eigentlich wie ein Register an der Orgel. Sie haben eine besondere Aufgabe, ein gemeinsames Ziel, eine besondere Verbundenheit. Sie prägen das Leben der Gemeinde insgesamt mit und geben ihr ihren besonderen Ausdruck.

Leidet ein Glied, so sagt es der Apostel Paulus, dann wirkt sich dies auch auf die anderen aus. Wir hören es bei der Orgel. Der Klang wird dünner. Das ist auch in der Gemeinde so. Ist jemand erkrankt, nicht da, oder fehlt gar ein ganzes Register, wird auch das Leben in der Gemeinde dünner und wir spüren es, da fehlt etwas.

Erstrahlt nun aber ein Glied in neuer Gesundheit, so freuen sich alle mit, sagt wiederum der Apostel Paulus.

Darauf arbeiten wir nun alle hin, dass unsere erkrankte Königin, die Orgel, wieder in vollem Klang erstrahlen wird, zur Ehre Gottes und zu unserer Freude.

LIED EG 607 Herr, Gott, wir danken dir

Pfr.in Lefèvre/Pfr. Dr. Munzert: Gebet.

Pfr.in Lefèvre: Auf die Aufforderung: Auch in unserem Bitten loben wir dich, antworten wir mit dem Liedruf: Meine Hoffnung und meine Freude

Gott, dein ganzes Wesen ist Liebe, die überfließen und alles tränken will. Darum kommen wir und bringen unsere Bitten vor dich.

Pfr. Dr. Munzert: Wir bitten, lass deinen Geist unter uns wirken, damit wir anderen mit unseren Worten freundlich und voller Wärme begegnen und unsere Taten die Welt ein wenig heller, freundlicher und gerechter werden lassen. Auch in unserem Bitten loben wir dich:

Gem.: 697 Meine Hoffnung und meine Freude

Pfr.in Lefèvre: Wir bitten, lass deinen Geist unter uns wirken, damit wir Menschen, die voller Misstrauen auf andere schauen, dennoch mit Offenheit und Verständnis begegnen und so Wege finden, die ihre Vorbehalte und ihre Einsamkeit überwinden. Auch in unserem Bitten loben wir dich:

Gem.: 697 Meine Hoffnung und meine Freude

Pfr. Dr. Munzert: Wir bitten, dass unter uns Menschen einen guten Raum finden, der sie ihre Gaben und Begabungen entdecken lässt. Hilf uns, damit wir uns an der Vielfalt freuen und einander ermutigen und fördern. Auch in unserem Bitten loben wir dich:

Gem.: 697 Meine Hoffnung und meine Freude

Pfr.in Lefèvre: Wir bitten dich für alle, die um Frau Hannelore Kloßinger, Katharina Beindressler und Anna Hohenleitner trauern, dass sie Trost finden in der Hoffnung, dass sie nun bei dir geborgen sind, du alle ihre Tränen trocknest und wir alle dereinst in deinem Reich unverlierbares Leben erhalten. Auch in unserem Bitten loben wir dich:

Gem.: 697 Meine Hoffnung und meine Freude

Pfr. Dr. Munzert: Stille – Vater Unser

Kantorei: In dieser lieben Sommerzeit (Skandinavische Version)

Pfr. Dr. Munzert: Segen – gesungen

Kantorei: The Peace of God

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