Tiere helfen bei der Therapie von Menschen mit Demenz

Mit einem Satz hüpft Figlia auf das Bett der 89-jährigen Anne Marie Biermann. Figlia di Ufo, wie sie ganz offiziell heißt, ist ein italienisches Windspiel, die kleinste Rasse unter den Windhunden. Nur 3700 Gramm wiegt der freundliche Vierbeiner, der es sich auf der Bettdecke der Seniorin bequem macht.

Anne Marie Biermann lebt im Nürnberger Kompetenzzentrum für Menschen mit Demenz von Diakoneo. Wegen gesundheitlicher Probleme muss sie ihre Tage überwiegend im Bett verbringen.

"Besonders für Bewohner, die im Bett sind und wenig Kontakt haben, sind Berührungen wichtig."

Barbara Heitmann, Pflegedienstleitung

Am Anfang ist die fünfjährige Hündin noch ziemlich in Bewegung auf dem Bett, aber nachdem Anna Marie Biermann ihr Leckereien anbietet, wird sie schnell ruhig und schmiegt sich an.

Auch die Hündin Figlia genießt die Streicheleinheiten.

 

Figlia ist dafür gut geeignet, denn „das Zuchtziel war, charmant zu sein“, erläutert ihre Besitzerin Sieglinde Wenger. Da die kleine Hündin außerdem sehr ruhig und leicht ist, ist sie ideal für die therapeutischen Einsätze. Ein weiterer Vorteil ist, dass italienische Windspiele mit 39 Grad eine etwas höhere Körpertemperatur haben als andere Hunde. Da ihr Fell sehr kurz ist, ist ihre Wärme gut spürbar.

„Wir prüfen aber erst, ob es biographisch passt“, erzählt Barbara Heitmann. Die Nähe zum Hund ist besonders schön für Menschen, die Tiere gewöhnt sind und keine Angst vor ihnen haben. „Die Sympathien müssen stimmen“, sagt Heitmann. Dennoch sind beide Seiten in der Vorfühlphase ein wenig reserviert – die Beziehung entwickelt sich erst.

 

Fröhliches Schwanzwedeln

Doch dann sind die Begegnungen für die Bewohnerinnen entspannend und beruhigend. „Ich bin meine Katzen von früher gewöhnt“, meint Anne Marie Biermann, während Figlia auf ihrer Bettdecke fröhlich mit dem Schwanz wedelt.

"Der Hund merkt, ob der Bewohner eine Reaktion zeigt und zugänglich ist."

Ines Müller, Leiterin Kompetenzzentrum für Menschen mit Demenz Nürnberg

 

Figlia ist seit zweieinhalb Jahren im therapeutischen Einsatz. „Windhunde habe ich schon immer gehabt“, sagt Sieglinde Wenger. „Figlia war so extrem zugänglich und freundlich, dass ich gedacht habe, mit ihr muss man was machen. Sie ist überhaupt nicht aggressiv und schnappt nie zu“.

Dennoch wurde sie wie alle Hunde, die unter dem Dach des Vereins „Therapiehunde Franken“ arbeiten, erst einmal getestet und ihre Hundeführerin besuchte ein Seminar. Dann folgten drei Praxisbesuche unter Anleitung. Seit April kommt Sieglinde Wenger mit Figlia einmal in der Woche in das Kompetenzzentrums. „Sie springt auch auf einen Rollstuhl“, beschreibt Wenger, wie offen der freundliche Vierbeiner ist.

 

Sieglinde Wenger (rechts) besucht mit der Hündin Figlia einmal pro Woche das Kompetenzzentrum für Menschen mit Demenz in Nürnberg.

Streicheln und Schmusen

Weder für die Menschen noch für den Hund sollen die halbstündigen Begegnungen in Stress ausarten. Streicheln, schmusen, füttern, sich spüren sind die wichtigen Punkte.

„Es gibt immer ein Protokoll, so dass wir mitbekommen, wie es dem Bewohner und dem Hund dabei ergangen ist“, schildert Ines Müller. Ihr ist diese Arbeit eine „Herzensangelegenheit“. Gruppentherapie mit Hunden gibt es schon länger, aber die neue persönliche Art der Begegnung erlaubt es Bewohnern, deren Tage recht reizarm verlaufen, Berührungen zu erleben.

"Die Nähe und Lebendigkeit dabei ist viel besser als jedes Kuscheltier. Man spürt den Herzschlag und das ist es, was die Menschen brauchen. Das kann man nicht durch etwas anderes ersetzen."

Ines Müller

„Ich möchte so gern wissen, was sie denkt“, meint Anne Marie Biermann, bevor sie wieder Abschied nimmt von Figlia, aber das bleibt das Geheimnis der kleinen, kuscheligen Windhündin.

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