Wie funktioniert die menschliche Schilddrüse?

Schilddrüse – kleines Organ, große Wirkung

Schmetterlingsförmig und so groß wie eine Walnuss – das ist unsere Schilddrüse. Doch man darf sich nicht täuschen lassen: Trotz ihrer überschaubaren Größe übernimmt die Hormondrüse, die sich direkt unter dem Kehlkopf befindet, wichtige Aufgaben in unserem Körper. Arbeitet sie nicht richtig, bekommen wir das deutlich zu spüren.

Hauptaufgabe der Schilddrüse ist die Produktion verschiedener Hormone, die ständig wohldosiert ins Blut abgegeben werden. Auf diese Weise lenkt die Schilddrüse eine Vielzahl an wichtigen Körperfunktionen und fungiert als Mini-Steuerzentrale für unseren Stoffwechsel und Kreislauf, die Psyche und geistige Entwicklung, das Wachstum im Kindesalter und das der Haare und Nägel sowie unsere Fruchtbarkeit. Damit sie dies problemlos tun kann, benötigt die Schilddrüse zur Hormonproduktion Eiweiß und Jod.

Infografik: Funktion der Schilddrüse
Schilddrüese: Funktion und Erkrankungen

Jod hält die Schilddrüse am Laufen

Zwischen 180 und 200 Mikrogramm Jod sollen Erwachsene täglich zu sich nehmen. Menschen, die am Meer leben, haben den Vorteil, dass das Spurenelement bereits verstärkt in der Luft enthalten ist. Wer nicht von seiner geografischen Lage profitiert, muss darauf achten, seinem Körper ausreichend Jod durch die tägliche Ernährung zuzuführen. Als hilfreich erweisen sich dabei Fisch – zum Beispiel Kabeljau, Schellfisch oder Seelachs – und speziell jodiertes Speisesalz. Aber auch Milchprodukte sowie Brokkoli, Spinat oder Champignons sind Lieferanten für das Spurenelement.

Obwohl eine ausreichende Versorgung in Deutschland gewährleistet ist, gibt es immer noch viele Menschen, die nicht genügend Jod zu sich nehmen. Mögliche Folgen sind eine Schilddrüsenvergrößerung, im Volksmund als Kropf bekannt, oder eine Schilddrüsenunterfunktion. Aber auch andere Faktoren wie eine genetische Vorbelastung oder Entzündungen können zu einer Störung oder sogar einer Überfunktion des kleinen Organs führen. Etwa jeder Dritte in Deutschland leidet im Lauf seines Lebens an Problemen mit der Hormondrüse. Tendenziell sind Frauen davon häufiger betroffen als Männer. Seltener können in der Schilddrüse auch bösartige Tumoren entstehen.

Bei Erkrankungen: Wichtige Funktionen aus dem Takt

Wenn unsere Mini-Steuerzentrale nicht mehr oder nur eingeschränkt ihre Aufgaben erfüllen kann, geraten wichtige Körperfunktionen aus dem Takt. Dahinter können sich verschiedene Erkrankungen verbergen.

· Schilddrüsenunter und -überfunktion: Hier werden entweder zu wenige oder zu viele Hormone produziert. Dies kann sich beim Betroffenen mit einer Reihe von Symptomen äußern. Bei einer Unterfunktion sind das beispielsweise ständige Müdigkeit, Gewichtszunahme, chronische Verstopfung oder depressive Verstimmungen. Liegt eine Überfunktion vor, äußert sich das unter anderem mit Nervosität, Schlafstörungen, Gewichtsabnahme, Durchfall oder hohem Blutdruck.
Eine Sonderform der Schilddrüsenüberfunktion ist die Autoimmunerkrankung Morbus Basedow, bei der es unbehandelt zum dauerhaften Hervortreten der Augen als sogenannte „Glotzaugen“ (Exophtalmus) kommen kann.

· Schilddrüsenvergrößerung: Diese wird weitläufig als Kropf bezeichnet, der medizinische Fachausdruck lautet Struma. Oft durch einen Jodmangel bedingt, kann die Schilddrüse nicht genügend Hormone produzieren. Dies versucht sie durch verstärktes Wachstum zu kompensieren. Anzeichen für eine vergrößerte Schilddrüse sind häufig Schluckstörungen, eine spürbare Einengung am Hemd- bzw. Blusenkragen oder gar Atemnot. Natürlich kann die Vergrößerung irgendwann dann auch ganz einfach gesehen werden.

· Heiße und kalte Knoten: Hiervon spricht man, wenn die Hormonproduktion in einzelnen Bereichen der Schilddrüse deutlich steigt (heiß) bzw. abnimmt oder gar zum Erliegen kommt (kalt). Während heiße Knoten einer gutartigen Gewebsneubildung entsprechen sind kalte Knoten meist Zysten (flüssigkeitsgefüllte Blasen) oder, viel seltener, bösartige Tumoren, also Krebs.

Schilddrüsenerkrankungen diagnostizieren und behandeln

Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, eine Erkrankung der Schilddrüse festzustellen. Durch Abtasten erkennt der Arzt, ob eine Vergrößerung der Schilddrüse vorliegt. Eine Blutuntersuchung zeigt auf, wie viele Hormone ausgeschüttet werden, ob also eine Über- oder Unterfunktion vorliegt. Per Ultraschall lassen sich unter anderem Gewebeveränderungen diagnostizieren. Das Spritzen eines gering radioaktiven Mittels ermöglicht es, zu untersuchen, wie aktiv die Schilddrüse ist bzw. ob heiße oder kalte Knoten vorliegen. Dieses Verfahren nennt sich Szintigraphie.

Ist eine Behandlung notwendig, erfolgt dies meist in Form von Tabletten, die der Patient einnehmen muss oder, seltener, bei einer Überfunktion als spezielle medikamentöse Radiojod-Therapie. „Schlägt diese konservative Therapie nicht an oder verbietet sie sich wegen Unverträglichkeit, empfiehlt sich eine Operation“, erklärt Prof. Dr. Klaus Günther, Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie an der Klinik Hallerwiese. „Neben diesem ersten Grund gibt es noch zwei weitere Situationen in denen operiert werden soll. Nämlich zum einen bei einem Kropf, der das Atmen und Schlucken behindert, oder zum anderen wenn Krebs oder krebsverdächtige Knoten in der Schilddrüse bestehen.“

Die Website der Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie der Klinik Hallerwiese bietet die wichtigsten Details über die operative Behandlung in kompakter Form.

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