Lieber an der Orgel als im Wirtshaus

Helmut Fleischmann spielt seit über 65 Jahren Orgel

Seit über 65 Jahren engagiert sich Helmut Fleischmann für die ländliche Kirchenmusik. Er sitzt meist weit über den Köpfen der Gottesdienstbesucher und begleitet die Lieder und Andachten auf einem Instrument, das in kein Wohnzimmer passt: Helmut Fleischmann spielt Orgel. Gelernt hat er den Umgang mit dem Musikinstrument in der Lehrerbildungsanstalt in Schwabach. Von den 65 Jahren spielte er auch 50 Jahre lang in der Christophoruskapelle in Neuendettelsau.

Das Orgelspiel war für Helmut Fleischmann ein komplettes Neuland, als er es während seines Lehramtsstudiums erlernen musste. „Damals war das Orgelspielen noch ein Hauptfach, das sogar im Examen geprüft wurde“, erzählt der erfahrene Kirchenmusiker. Mit seiner Ausbildung lernte er die Orgel kennen und lieben. Während seine Studienkollegen ihre freie Zeit mit einem Kartenspiel im Wirtshaus neben der Schule verbrachten, ging er in den Übungsraum, um das Orgelspiel weiter zu lernen. „Als ich dann 1952 als Junglehrer nach Obermichelbach bei Dinkelsbühl geschickt wurde, wurde mir bewusst, dass zum Amt des Lehrers auf dem Dorf auch gehörte, sonntags den Gottesdienst auf der Orgel zu begleiten.“ Da ihm das Orgelspielen durch die Übung mittlerweile sehr lag, bereitete es ihm eine große Freude.

Helmut Fleischmann spielt auch heute noch ab und an auf seiner eigenen elektronischen Orgel.

Ein paar Jahre später, 1965, kam Helmut Fleischmann gemeinsam mit Frau und Kindern nach Neuendettelsau, als er die Stelle des Rektors einer Schule für Kinder mit geistiger Behinderung übernahm. „Die Schule hieß damals noch Hilfsschule“, erzählt er. Auch hier übernahm er mit dem Posten als Schulleiter gleich das Amt des Kirchenmusikers. Weil ihm das Spielen auf der Orgel aber so gefiel, entschied er sich dazu, auch während der Sommer-, Winter- und Osterferien weiter zu musizieren. So spielte er zusätzlich als Kurorganist über 20 Jahre lang unter anderem auch in Bad Füssing.

Helmut Fleischmann begleitete die Gottesdienste und Andachten in Neuendettelsau auch lange nach seinem Ruhestand 1992 auf der Orgel. „Aufhören musste ich erst durch einen Unfall, bei dem ich mir einen Wirbel brach“, erzählt er mit Bedauern. Seitdem spielt er nur noch ab und zu für sich und seine Frau in der gemeinsamen Wohnung im Wohnpark der Diakonie Neuendettelsau. „Um niemanden zu stören, setze ich dort um die Mittagszeit dann auch meine Kopfhörer auf, denn die Orgel kann durchaus laut werden", lacht er. Neben einer elektronischen Orgel steht dort auch ein Cembalo, ein weiteres Tasteninstrument, das er beherrscht.

Innerhalb seiner 65 Jahre als Organist hat Fleischmann viel erlebt. „Meine erste Orgel war zum Beispiel schon sehr alt“, erinnert er sich an ein Erlebnis in seinem ersten Jahr als Lehrer zurück. „Ausgerechnet zum jährlichen Kirchweihfestgottesdienst hat sie sich komplett verweigert und keinen Ton von sich gegeben“, erzählt er weiter. Als nichts mehr ging, nahm er das Gesangbuch in die Hände, stellte sich an die Empore und begann das Eingangslied zu singen. „Die Gemeinde hat tatkräftig mitgesungen. Allerdings nur bis zu dem Vers: Hier singen wir voller Freud, es tönt der Orgel Lieblichkeit – da konnte dann keiner vor Lachen mehr weitersingen“.

Ebenfalls in Erinnerung ist ihm ein Hochzeitspaar geblieben, dem die damaligen Zeiten beinahe einen Strich durch die Rechnung gemacht hätten. "Die Braut war schwanger und kam mit einem weißen Kleid in die Kirche", erinnert sich Fleischmann. "Ich sehe den Pfarrer noch ganz genau vor mir. Er stand in der Tür und wollte die Braut nicht in die Kirche lassen. Sie musste nach Hause gehen und sich umziehen."

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